Ratgeber: Selbstbefriedigung ist gesund und wichtig
Warum masturbieren wir Menschen?
Auch in der „BRAVO-aufgeklärten Gesellschaft“ des 20. Jahrhundert ist die “geschlechtliche Selbstbefriedigung” noch immer eines der tabuisierten und vorurteils-belasteten Themen. Von den plumpen und niveaulosen Männersprüchen und –witzchen abgesehen, ist der Anteil derer, die Offen über Sexualität sprechen, eher vernichtend gering. In diesem Ratgeber gehen wir auf die am häufig gestellten Fragen ein.
Wir haben einen kleinen Ratgeber für SIE und IHN geschrieben, der ein wenig zum Nachdenken und Augenöffnen anregen soll.
Begriffserklärungen
Neben klassischen Bezeichnungen wie Masturbation, Selbstbefriedung und Onanie, gibt es auch unzählige obszöne Bezeichnungen der Eigenliebe. Gerade die männliche Jugend spricht vom Wichsen, Rubbeln, Kegeln, „Sich einen runterholen“, „Sich einen von der Palme wedeln“ und viele mehr.
Das Wort Onanie oder onanieren hat mit dem eigentlichen Selbstbefriedigung vom Ursprung her gar nichts zu tun und beruht auf eine Fehlinterpretation einer biblischen Schrift.
Die Bezeichnung geht auf die biblische Gestalt Onan zurück. Im ersten Buch Mose (Kapitel 38) wird die Geschichte von Onan erzählt. Onan musste die Witwe seines verstorbenen Bruders Ger heiraten, um in seinen Namen Nachkommen zu zeugen.
Dies war früher ein üblicher Brauch, da das alte Testament alle noch lebenden Brüder als “Ersatzehemann” (Schwagerehe) verpflichtet. Über Onan heißt es wörtlich in der Bibel: “Aber da Onan wusste, dass der Same nicht sein eigen sein sollte, wenn er einging zu seines Bruders Weib, ließ er’s auf die Erde fallen und verderbte es, auf dass er seinem Bruder nicht Samen gäbe. Das gefiel Gott dem Herrn übel, was er tat, und er tötete ihn auch.”
Onan vollzog also den Geschlechtsverkehr mit seiner Schwägerin und nahm im entscheidenden Augenblick das Glied aus der Scheide. Der Geschlechtsverkehr wurde unterbrochen. Die Wissenschaftler nennen das coitus interruptus. Entscheidend an der Geschichte ist, dass Gott Onan tötete, weil er gegen ein ausdrückliches Gottesgebot handelte. Onan dachte nur an sich, und es war ihm ein Dorn im Auge, Kinder zeugen zu sollen, die ihm später nicht gehören und mit deren Arbeitskraft er nicht rechnen konnte. Er handelte ausgesprochen lieblos gegen die Frau und das jüdische Gesetz.
Das Missverständnis der “Onanie”, von kirchlichen Moralvorstellungen und Prüderie haben im Laufe der Geschichte die Selbstbefriedigung mit jenem Makel behaftet, der ihr unverständlicherweise bis heute in manchen Kreisen anhängt. Dagegen galt die Selbstbefriedigung schon im antiken Griechenland als vollständig akzeptierte Spielart gesunder Sexualität.
Gründe der Selbstbefriedigung
Früher glaubte man, das Masturbieren ein „unreifes” Sexualverhalten sei. „Reife Sexualität” zeige sich in Form von ausschließlicher Ausübung des Geschlechtsverkehrs. Falsche Zweifelhafte Vorstellungen spukten über Jahrhunderte in den Köpfen der Menschen, dass die “Selbstbefleckung” die gesunde geschlechtliche Entwicklung eines Knaben behindere und zur Gehirnerweichung und zum Rückenmarksschwund führe. Dies ist aus medizinischer Sicht natürlich absoluter Unsinn.
Heute weiß man, dass die Selbstbefriedigung kein Ersatz für etwas ist, sondern eine eigenständige Form der Sexualität, die dem persönlichen Lustgewinn dienen kann und für die Entwicklung einer gesunden Sexualität immens wichtig ist. Die Masturbation ist ethisch nicht abzulehnen, wenn man ein vorurteilsfreies und gesundes Verhältnis zur Sexualität hat. Übrigens ist auch bei vielen Tierarten zu beobachten, dass auch sie masturbieren.
Männer masturbieren häufiger und früher, als Frauen
Bereits in der frühen Pubertät beginnen Jungs sich selbst zu befriedigen. Oft entdecken sie die „Gabe“ durch zufälliges Spielen mit dem Penis. Mädchen masturbieren oftmals erst weit nach dem Jugendalter. Umfragen zufolge masturbieren übrigens deutlich mehr Männer als Frauen und sie tun es häufiger. Dies liegt daran, dass Männer einen zehn- bis zwanzigmal höheren Testosteronspiegel haben als Frauen.
Dieses Hormon ist möglicherweise für den stärkeren Sexualtrieb des Mannes verantwortlich. Diese These kann man versuchen auch in natürlichem Umfeld zu belegen. Die Natur ist bestrebt, den Samen des Männchens (auch in der Pflanzenwelt zu beobachten) so weit wie möglich zu streuen, da die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung relativ gering ist.
Mädchen und Frauen fällt es allgemein schwerer offen über Masturbation und Sexualität zu sprechen.
Masturbationstechniken und Praktiken
Die Menschen masturbiert auf ganz unterschiedliche Weise:
Meistens benutzen Männer ihre Hände, um damit den Penis zu streicheln und zu reiben. Aber es gibt auch Männer, die ihren Penis an Gegenständen reiben oder Sexspielzeuge benutzen.
Da die Eichel aufgrund der hohen Dichte von Nervenzellen an Spitze und Unterseite sehr empfindlich ist, reagiert sie höchst empfindlich auf Berührungen. Noch empfindlicher ist das Vorhautbändchen, das so genannte Frenulum, das sich an der Unterseite des Penis befindet, wo sich die Eichel mit der Vorhaut verbindet.
Frauen masturbieren oft im Liegen oder leicht aufrecht sitzend mit gespreizten Beinen und stimulieren sich mit den Fingern. Dabei ist das wichtigste Lustzentrum die Klitoris, die am vorderen Ende der Vagina sitzt, dort, wo die kleinen Schamlippen zusammentreffen. Die Klitoris ist etwa erbsengroß und wie der Penis des Mannes ein so genannter Schwellkörper, durchzogen von Blutgefäßen und unzähligen hochsensiblen Nervenenden, die für die sexuelle Erregung sorgen, wenn sie gereizt werden. Viele Männer denken, dass sich Frauen vaginal stimulieren. Das stimmt nicht. Meistens tun sie es klitoral.
Interessant ist auch, was wir bei unseren Lovetoytest-Interne Experimenten herausfanden: Das weibliche Nervengewebe der Clitoris reagiert deutlich empfänglicher auf Vibration als der Penis des Mannes. Frauen kommen in der Regel ab einer Schwingung von 20 mm/sek zum Orgasmus. Männer erst ab 40 mm/sek. Das begründet auch, warum die meisten Batteriebetriebenen Penisvibratoren unwirksam sind.
Es scheint bei manueller Stimulation zudem auch die Richtung der Reibung durch Hände oder Gegenstände bedeutsam u sein. Männer mögen eher geradlinige Bewegungen durch auf-und-ab. Frauen stehen oft auf kreisende Stimulation.
Weitere Informationen zu Masturbationstechniken findet Ihr auf Amorelie.
Orgasmus
Wie in unserem Ratgeber Orgasmus schon beschrieben, genießen Frauen und Männer ihren Lustgipfel auf verschiedener Weise. Männer streben ihren Orgasmus beim Masturbieren meistens sehr schnell an. Da Männer visuell leicht erregbar sind, genießen sie bevorzugt das Betrachten von Pornovideos, -heftchen und –webseiten.
Durch unterschiedlichen Druck und Schnelligkeit der Reizung erreichen sie schnell einen Punkt, wo sie nicht mehr zurück können (Point-of-no-return). Mit viel eisernem Willen kann man an diesem Punkt den Orgasmus abbremsen und nach einer kurzen Erholungspause neu mit dem Spiel beginnen. Nach dem Orgasmus werden Männer schnell lustlos und oft müde.
Frauen hingegen brauchen im Vergleich etwas länger, um zum Orgasmus zu gelangen. Einen großen Faktor spielen Umgebung, Atmosphäre und Phantasie. Viele Damen mögen keine Pornos und berichten von einem Kopfkino mit erregenden Vorstellungen und Phantasien, die sie ihrem Partner nur selten und ungern Preis geben. Auch zärtliches Streicheln und verwöhnen spielen eine große Rolle. Der Orgasmus kommt meistens nach einem ausdauerndem Liebesspiel, der durchaus eine halbe Minute oder länger anhalten kann. Oft verspürt die Frau nach dem Lustgipfel noch immer Lust und nach einer kleinen Atempause geht es in die zweite oder dritte Runde.
Gefahren der Masturbation
Durch gesteigerte sexuelle Erregung kann es bei der Masturbation schnell zu leichten oder schwereren Verletzungen kommen.
Dabei sei insbesondere die Selbstbefriedigung mit Werkzeugen, Haushaltsgegenständen (Vasen, Flaschen) oder SM-Sexspielzeugen und –praktiken genannt. Insbesondere sollte minutenlanges, starkes Abbinden oder Abdrücken von Körperteilen stets mit Bedacht angewandt werden. Vorsicht ist auch bei Nadeln, Messer und anderen verletzenden Gegenständen geboten. Bei analen Spielarten sollte an die Peristaltik (wellenartige Darmbewegung) gedacht werden. Schnell ist ein vermeintliches Sexspielzeug im Darm verschwunden und muss medizinisch entfernt werden.
Masturbieren in der Partnerschaft
Wie schon Einleitend geschildert, ist Selbstbefriedigung noch immer ein großes Tabu. In Ehe oder Partnerschaft trauen sich insbesondere viele Männer nicht, offen zuzugeben, dass sie sich heimlich in der Nacht, bei Abwesenheit der Frau bei Ihrem Einkaufsbummel, am „Arbeits“computer oder im Hobbykeller selbstbefriedigt haben. Meistens möchten die Männer ihre Partnerin nicht kränken oder möchten Konflikten aus dem Wege gehen. All zu oft ist die erste Reaktion der Partnerin: „Genüge ich Dir etwa nicht mehr?“ oder „Findest Du mich nicht mehr attraktiv?“
Die Ursachen liegen jedoch meistens in einem nicht mehr allzu aktivem Sexualleben des Paares. Da Männer in der Regel alle zwei bis drei Tage „Erleichterung“ brauchen, gibt sich die Frau in der Regel mit zwei bis vier Mal im Monat zufrieden. Primär steht bei der Frau Kuscheln und die Nähe des Partners vor dem Sex. Die meisten Männer werden bei direkter Frage der Partnerin auch verneinen, dass sie sich gelegentlich Lust verschaffen. An dieser Stelle möchten wir unseren Leserinnen auf den Weg geben, Männern die Freude nicht zu nehmen. Immerhin ist es kein Fremdgehen und auch kein heimlicher Besuch in einem Rotlicht-Etablissement. Wir begründen diese Verhaltensweise mit biologischen Ursachen.
Uns wurden aber auch Informationen zugetragen, dass es auch eine nicht unerhebliche Anzahl von Frauen gibt, die heimlich masturbieren. Ihre Männer haben Erektionsprobleme und / oder Lustmangel – z.B. durch Sorgen oder beruflichen Stress.
Allgemein ist Masturbieren in der Partnerschaft für die Beziehung nicht gefährlich. Wenn sich der Mann jedoch derart regelmäßig masturbiert, dass er keine Power mehr für die Frau hat, ist ein Umdenken unbedingt notwendig. Wir empfehlen, dass sich der betroffene Herr durchaus Appetit holen kann, den Orgasmus jedoch unterdrücken sollte. Wir raten allen betroffenen Paaren, das persönliche Gespräch mit dem Partner zu suchen und durch Verständnis und Diskussion etwaige Konflikte oder Missverständnisse beizulegen.
Masturbieren als Single
Singles masturbieren natürlich, weil sie gerade Lust auf sich haben und sollten diesen Drang in keinster Weise aus moralischen Gründen unterdrücken. Im Gegenteil! Wenn man weiß, wie sich welche Regionen des eigenen Körper anfühlt, kann man sich bei gefundenem Partner viel mehr Treiben lassen und hat mehr Spaß am Sex. Insbesondere ein nicht unerheblicher Anteil junger Damen empfindet es unanständig, den eigenen Körper zu berühren, geschweige einen Orgasmus zu erstreicheln.
Auch Singles brauchen keine psychischen Folgen durch Selbstbefriedigung befürchten, solange sie die Partnersuche nicht aufgeben und die Masturbation als einzigen Ausweg sehen.
In diesem Sinne wünschen wir allen Masturbanten viel Spaß mit sich selbst und hoffen, Euch hat der Ratgeber gefallen.