Materialien, Arten und Eigenschaften von Sexspielzeug

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Materialien Sexspielzeug
© Shutterstock | Dario Lo Presti

Materialkunde: Woraus bestehen Liebesspielezeuge?

Es ist schon ein großes Kunststück bei den ganzen verwendeten Sextoy- Materialien durchzusehen. Wir gaben uns als Allergiker aus und befragten telefonisch 10 Erotikshops, um welche Materialien es sich bei diversen Sexspielzeugen handelt und ob wir sie uneingeschränkt nutzen könnten.

Das Ergebnis war erschütternd! Kein Erotikshop konnte konkrete Angaben über die Inhaltsstoffe der Erotikartikel machen. Es wurden uns entweder offensichtlich falsche Informationen gegeben, es wurde “rumgeeiert” oder wir “sollen bei dem Hersteller ORION anfragen”.

Bei ORION konnte uns ebenfalls kein Mitarbeiter über die Inhaltsstoffe und deren gesundheitliche Einstufung aufklären. Im ORION-Onlineshop wurden mittlerweile alle Sextoys vorsichtshalber in den Begriff “Gleitmaterial” umgetauft.

In Zusammenarbeit mit einem unabhängigem Kunststoff-Institut und einiger Werkstoff-Ratgeberseiten haben uns die Mühe gemacht, die wichtigsten Materialien zusammenzutragen und diese mit ihren Eigenschaften und Beschaffenheiten zu beschreiben. Im Dezember 2004 hatten wir diverse Materialien laboratoisch analysieren lassen und können somit noch genauere Angaben machen.

CyberSkin™
NEWsupersoft

Cyberskin™ stammt von der amerikanischen Firma Topco Sales und wird auch auch thermales Plastik bezeichnet. Genau genommen ist es ein Kunststoff in stabilisierter Schaumform. In der Fachsprache nennt man das Material “Thermoplastisches Elastomer” oder auch “Ethylen-Propylen-Dien-Monomer” (EPDM). Cyber-Skin® hat hautähnliche Eigenschaften: Es ist weich, dehnbar, leicht porig und erwärmt sich rasch bei der Benutzung. Jedoch Bedarf dieses Material sehr viel Pflege. Es gibt spezielles Pflegepuder, daß jedem Toy beigelegt wird. Talkum (kein Babypuder!) erfüllt den selben Zweck. Bei diesem Material kann es aufgrund der chemischen Weichmacher zu allergischen Reaktionen kommen. Auch die Hygiene können wir als nicht optimal beurteilen. Das Material ist recht fettig und riecht etwas unangenehm. Nach einigen Jahren wird es etwas porös, verfärbt sich und reißt leichter ein. Bei häufigem Gebrauch (mehrmals pro Woche) ist dieses Material gesundheitlich bedenklich und sollte mit Kondom benutzt werden (siehe unser Kunststoff-Test).

Ultra Realistic
UR-2
UR-3
Ultra-Skin

Bei UR-3 handelt es sich ebenfalls um einen schaumartigen Kunststoff und es zählt somit zur Gruppe der Skin-Materialien. UR steht für “Ultra-Realistic”. Es handelt sich um die Entwicklungsversion 3 vom amerikanischen Hersteller Doc Johnson und wird hauptsächlich für Kunstpussys und Dildos (Dongs) eingesetzt. UR-3-Spielzeuge sind wesentlich massiver, schwerer und noch haltbarer und realistischer als Cyberskin®.
Das Feeling und die Dehnungseigenschaften sind fast nicht mehr von einer echten Pussy oder einem echten Penis zu unterscheiden. UR3 ist recht trocken und schwitzt im Gegensatz zu Cyberskin und Loveclone nur geringe Mengen Parafine aus.
UR3-Kunstvagina-Produkte sind die derzeit besten, die es auf dem Markt gibt. Aber auch die UR-3 und UltraSkin-Dildos sind wirklich super. Bei häufigem Gebrauch (mehrmals pro Woche) ist dieses Material aufgrund der Lösungsmittel gesundheitlich bedenklich und solte mit Kondom benutzt werden.

Nature Skin

NatureSkin ist eine Eigenentwicklung eines hautähnlichen Materials von Erotic-Entertainment (ORION). Das Material ist unserer Meinung nach nicht so hochwertig wie z.B. Cyberskin und hat einen eigenen typischen “Geruch” der chemischen Kuststoff-Weichmacher. Auch NatureSkin ist aus gesundheitlicher und hygienischer Sicht nicht unbedenklich. Es schwitzt leicht eine fettige Substanz aus. Bei häufigem Gebrauch (mehrmals pro Woche) ist dieses Material gesundheitlich bedenklich und solte mit Kondom benutzt werden.

Love Clone™

LoveClone™ wird in Hong Kong hergestellt, ist relativ teuer und wird gelegentlich in Dildos und Vibratoren, aber überwiegend bei Lustpuppen als Material für die Gestaltung der Lippen und des Mund- und Rachenraumes oder zur Nachbildung der männlichen und weiblichen Geschlechtsteile genutzt. “LoveClone” soll heißen, dass etwas “cloned” – also “geklont” wurde. Es hat ähnliche Eigenschaften, wie CyberSkin, ist aber etwas weicher und zugleich fester. Es dünsten ebenfalls chemische Weichmacher aus und riecht sehr stark. Das Material hat stets eine sehr fettige Oberfläche. Der Hersteller schreibt, dass Loveclone™ Non-Toxic, also ungiftig sein soll. Bei häufigem Gebrauch (mehrmals pro Woche) ist dieses Material gesundheitlich bedenklich und solte mit Kondom benutzt werden.

Love Clone II ™

LoveClone II™ ist der Nachfolger des o.g. Love Clone´s™. Aufgrund dessen, dass das Material doch erheblich andere Eigenschaften aufweist, möchten wir es separat erwähnen. Das neuere Loveclone riecht nicht mehr ganz so unangenehm stark und fettet auch nicht mehr so sehr. Die Oberfläche ist nun etwas glatter und geschmeidiger, als der Vorgänger. Nach Herstellerangaben enthält Loveclone 2™ keine Phthallate und ist Non-Toxic – also ungiftig. Bei häufigem Gebrauch (mehrmals pro Woche) ist dieses Material gesundheitlich bedenklich und solte mit Kondom benutzt werden.

PureFlesh

PureFlesh ist noch ein hautähnliches Skin-Material. Es findet aber nur bei wenigen Kunstpussy und Dildos Anwendung. Der Geruch ist typisch “muffig” und etwas unangenehm. Bei häufigem Gebrauch (mehrmals pro Woche) ist dieses Material gesundheitlich bedenklich und solte mit Kondom benutzt werden.

Real Feel Superskin ®

Real Feel Superskin ist ein hautähnlicher Kunststoff des Masturbators Fleshlight. Der Werkstoff ist sehr weich – fast schwabbelig und überdurchschnittlich dehnfähig (wie Kaugummi). In einigen Produktreihen wurde Geruchststoffe wie z.B. Vanilleduft beigemengt. Nachteilig wirkt sich die leichte Verletzlichkeit durch scharfe Kanten und die Anfälligkeit von Schimmel aus. Das Material ist auch sehr fettig – dies sollte bei der Lagerung beachtet werden. Das Material kann ohne Kondom genutzt werden, da der Penis keine resorbierende Schleimhäute besitzt.

TPE
TPR
EPDM
(Thermoplastic Rubber)

Die englische Bezeichnung heißt übersetzt “Thermoplastisches Gummi” bzw. “Thermoplastische Elastomere “. Sie verfügen über  silikonähnlichen Eigenschaften, sind jedoch etwas öliger und sind nicht ganz so geruchsneutral.
Hauptrohstoff für die Herstellung von Elastomeren ist Natur- oder Synthesekautschuk, der mit der Funktionsfähigkeit eines Kunststoffes kombiniert wird. Dieses hautähnliche Material vermittelt ein lebensechtes Gefühl. Es nimmt die Körpertemperatur schnell an und ist ungiftig.

Jelly
Jel-Lee ™
Weich-PVC
(auch als Vinyl bez.)

Jelly ist ein biegsamer Kunststoff (PVC), der mit einer Mixtur an chemischen Weichmachern versetzt wird. Z.B. wird das Jellymaterial bei Flummies (Springbällen aus Gummi) eingesetzt. Man erkennt ihn besonders an der unebenen Oberfläche, unter der bei manchen Toys auch kleine Luftbläschen zu erkennen sind. Jellytoys sind in besonders peppigen, grellen Farben erhältlich und sehr preiswert in der Herstellung. Auch Duchvorhänge, Luftmatratzen Wasserbälle u.v.m. werden aus Weichkunststoff gefertigt. Er wird gerne und vielseitig eingesetzt und ist in Medizin, Kinderspielzeug und Lebensmittelverpackungen verboten.
Auffällig ist der sehr markante Geruch des Materials. Es empfiehlt sich, die Spielzeuge erst einmal an frischer Luft ausdünsten zu lassen oder paar Tage in Wasser “einzulegen” und so gegen den Geruch anzugehen. Es ist auch angebracht ein Kondom über das Toy zu ziehen, da die chemischen Stoffe durch die Schleimhaut der Sexualorgane aufgenommen werden. Besonders bei Analdildos aus Jelly merkt man es schnell – Sie brennen bei längerer Anwendung. Jelly birgt auch die Gefahr des erhöhten Krebsrisikos, sowie von Zellschädigungen und Erbgutschäden (siehe unser Kunststoff-Test).

Silikon

Silikon-Toys bestehen, wie der Name schon sagt, aus “Silikonkautschuk” mit der Abkürzung SK. Silikon wird aus den natürlichen Rohstoffen Sand und Kohle auf synthetischem Weg hergestellt und gilt als Naturprodukt. Es wird zum Spritzen von Spielzeug verwendet und ist zudem ein weiches, hautfreundliches, glattes Material. Es ist dieselbe empfindliche und teure Substanz, die man für chirurgische Implantate benutzt.Das Besondere an dem Material ist, daß es die Körpertemperatur annimmt und die Wärme hält. Silikondildos gibt es mittlerweile in allen Farben und sind sie sehr hygienisch.
Silikon verträgt sich jedoch nicht mit Silikon, daher sollte darauf geachtet werden, daß kein silikonhaltiges Gleitgel /-öl verwendet wird. Die Spielzeuge verlieren sonst ihre Struktur und deformieren sich, oder lösen die Oberfläche auf.
Echtes Silikon ist ungiftig und enthält keine gesundheitsbedenklichen Substanzen. Billiges, kondensationsvernetzendes Silikon enthält jedoch zinn-organische Verbindungen im Härter – Lösungsmittel dieser Art werden als gesundheitlich bedenklich eingestuft. Echtes Silikon ist nach unserer Meinung das beste Material für “künstliche” Lovetoys.

Latex

ECHTES Latex ist ein natürlicher und somit sehr teurer Rohstoff. Zahlreiche SexShops werben mit Latex-Dildos und nur wenige bestehen aus echtem Naturlatex.
Naturlatex ist ein sehr angenehmes, sich schnell erwärmendes und weiches Material, das mittlerweile auch farbig existiert. Latex wird auch Naturkautschuk genannt, und wird aus dem milchigen Saft des tropischen Kautschukbaums Hevea brasiliensis hergestellt. Hochwertiger Naturlatex wird ausschließlich in Europa produziert. Latex hat eine sehr feine Struktur, läßt sich daher gut reinigen und gilt als recht hygienisch.
Es gibt aber auch künstliches, auf chemischem Wege hergestelltes Latex. Es hat fast die selben positiven Eigenschaften wie das Naturprodukt. Aus Kostengründen wird bei Latextoys meistens nur die Hülle des Toys aus Latex hergestellt. Der Innenraum wird meistens mit PUR-Kunststoff ausgeschäumt.
Latex ist ungiftig und enthält keine gesundheitsbedenklichen Substanzen. Lediglich Latexallergiker solten Latex-Sexspielzeug nicht benutzen. Latex kann zu allergischen Reaktionen wie Hautreizungen oder -schwellungen führen. Scharfe Reinigungsmittel und Massageöl lösen diesen Stoff auf.

Schaum- Kunststoff (PUR)

Ein Kunststoff namens “Polyurethan”, Abkürzung PUR oder PU wird in schaumförmigem Zustand in eine Form gespritzt und dort aushärten lassen.
PUR ist ein lange gasender Werkstoff, der auch oftmals zu Hautreizungen und Allergien führt.Durch seine poröse Struktur können sich selbst im Dildo-inneren Bakterien einnisten und vermehren. Das Material wird durch Öl und scharfen Reinigungsmitteln angegriffen und zerstört. Bei häufigem Gebrauch (mehrmals pro Woche) ist dieses Material gesundheitlich bedenklich und solte mit Kondom benutzt werden.

Acryl- glas
(Plexiglas)

Acryl ist das Kürzel für “Polymethylmethacrylat”. Es hat die Abkürzung PMMA und ist im Volksmund unter Plexiglas bekannt.
Es wird für die sog. Crystal- Toys eingesetzt und es ist ein harter “kristallklarer” und durchsichtiger Plastik- Werkstoff.
Das Material ist sehr hygienisch und geruchsarm. Als Vibrator überträgt es die Vibration hervorragend.
Geschwungene Dildoformen sind in der Vagina sehr angenehm zu spüren und haben super Gleiteigenschaften. Zudem sehen Acryl- Toys toll aus und haben einen prickelnden Zoom-Effekt.
Acryl lässt sich leicht mit Seifenwasser reinigen – jedoch nur mit einem weichen Schwamm oder mit der Hand, da die Oberfläche leicht zerkratzt. Es sind auch keine Allergien oder gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den Werkstoff bekannt.

Hart-PVC
Vinyl
Hartplastik
ABS

Vinyl ist ein Kürzel von für “Poly-Vinyl-Chlorid” oder auch als PVC bekannt. PVC gibt es sowohl in harter, als auch in weicher Form.
Hart-PVC wird auch als Hartplastik bezeichnet und wird für viele Haushaltsgegenstände eingesetzt.
Hart-PVC-Spielzeuge sind wohl die Bekanntesten. Sie werden meistens als Stabvibratoren, in zahlreichen Farben vertrieben und übertragen die Vibration hervorragend.
Ein wesentlicher Nachteil ist die Geräuschentwicklung. Gerade wenn verschiedene Materialien zusammengesteckt und unsauber verklebt sind oder Batterien lose im Gehäuse sitzen, machen Plastikvibratoren einen Heidenlärm.
Weich-PVC wird in der Erotikindustrie auch Jelly gennant (s. oben).

Glas
e-glass®

Der Glasdildo besteht aus bruchsicherem Glas in Wellen- oder Rillenform. Man kann ihn in drei Arten bekommen:
a) Dildo den man selbst mit kalten / warmen Flüssigkeiten befüllen kann – mit einem Glasstöpsel als Verschlußmöglichkeit
b) mit einem Wärme- / Kältegel befüllte Dildos, die vor Benutzung angewärmt oder abgekühlt werden
c) Dildos aus Massiv-Glas.
Vorteile von Glasdildos sind Gleitfreudigkeit und besonders die Hygiene. Es können sich keine Keime und Bakterien in Poren absetzen und es werden auch keine chemischen Inhaltsstoffe abgegeben. Glasdildos sind für Allergiker bestens geeignet. Bei ordnungsgemäßer Behandlung sind sie sehr stabil und zerbrechen nicht. Es sind auch keine Allergien oder gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den Werkstoff bekannt.

Gummi

Herkömmliche Billigdildos bestehen oft aus Gummi. Gummi ist schwer, porös und nicht leicht sauberzuhalten. Scheidensekret, Gleitmittel und Schmutz setzen sich schnell in den Luftbläschen unter der Oberfläche fest. Gummidildos sollte man deshalb immer mit Kondomen verwenden.
Gummidildos haben einen Vorteil, daß sie recht flexibel sind und im Laufe der Zeit, durch Wärme und Benutzung, sogar noch an Beweglichkeit gewinnen.
Sie riechen stark unangenehm und sind für Gummi-Allergiker nicht geeignet. Aufgrund der hygienischen Gesichtspunkte empfehlen wir, Gummi-Toys mit Kondom zu benutzen.

Edelstahl

Spielzeuge aus Edelstahl strahlen eine kühle Erotik aus. Die edlen Schmuckstücke erwärmen sich aber zwar langsam, halten aber die Temperatur recht lange. Wem es zu kalt ist, legt das Toy einfach vorher z.B. auf die Heizung oder in warmes Wasser 😉
In Deutschland erhältliche MetallToys müssen aus chirurgischem Stahl bestehen und nickelfrei sein.
Es sind auch keine Allergien oder gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den Werkstoff bekannt.

Aluminium

Im Vergleich zu Edelstahl geht die Verarbeitung von Aluminium deutlich einfacher vonstatten. Zudem ist es auch etwas preiswerter.
Es hat die selben positven Temperatur-Eigenschaften, wie Edelstahl und es sind auch hier keine Auslösung von Allergien zu befürchten. Man kann Alu von Stahl unterscheiden, wenn man sich die Oberfläche anschaut. Alu ist etwas matter.

Holz

Holzdildos haben oftmals die wellige oder kegelige Formen. Beim Kauf unbedingt darauf achten, daß ein Naturholz verwendet wurde, das natürlich saftet und nicht splittert.
Hin und wieder empfiehlt es sich, dieses mit einem natürlichen Öl einzureiben. Jedoch läßt hier die Hygiene bei vielen Holzarten zu wünschen übrig! Am besten eignet sich Ahorn. Ahorn hat eine sehr dichte Struktur, splittert nicht und weist auf natürlichem Wege Keime ab. Es sind auch keine Allergien oder gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den Werkstoff bekannt.

Stein
Granit

Seit mehreren tausend Jahren werden Dildos aus massivem Stein oder Granit gefertigt. Diese sind in diesem (chemischen) Jahrhundert leider etwas in Vergessenheit geraten. Steindildo´s oder Granitdildo´s sind heutzutage sehr glatt geschliffen, haben aufregegende Formen und können problemlos gereinigt oder im Geschirrspüler desinfiziert werden. Sie können erwärmt oder kalt “genossen” werden. Es sind auch keine Allergien oder gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den Werkstoff bekannt.

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